Schaue ich auf die letzten Jahre zurück – besonders auch auf die Zeit, seitdem Sie und mich ein Virus herausfordert – dann bin ich als Geschäftsführer und Inhaber unseres Familienunternehmens stolz. Stolz auf das, was wir alle im Unternehmen geleistet haben. Die Art und Weise unserer Transformation weg vom „Chef-geführten“ Unternehmen sorgte dafür, dass wir auch diverse Täler der Tränen durchlebt und überstanden haben. „Es ist gut! Der Laden läuft!“, das war mein Eindruck. 

Ja – und dass es gut ist und läuft, heißt für mich: Und nun? Wo lauern die nächsten Gefahren und Herausforderungen, die die Zukunft sicherlich für uns alle bereithält? Den Status Quo zu halten reicht sicherlich nicht aus. Wie sehen aber die nächsten logischen Schritte der Weiterentwicklung von Heiler Glas aus?

Transformation im Schnelldurchlauf

Transformation gehört seit Jahren zur Unternehmenskultur von Heiler Glas. Transformation ist für uns ein stetiger Lern- und Entwicklungsprozess: 2012 haben wir mit der Transformation weg vom klassischen Handwerksbetrieb hin zu einem Unternehmen ohne formale Hierarchie begonnen. 2014 habe ich angefangen, die Idee eines „Unternehmens ohne Chef“ in die gesamte Belegschaft einzubringen. Die Idee wurde aufgegriffen, die Mitarbeitenden nahmen die Transformation an, lernten dazu, sorgten dafür, dass eine Unternehmenskultur ohne formale Hierarchie bereits 2016 Realität werden konnte. 

Dabei verstanden wir diese Transformation nicht als Change-Prozess. Was wir als Transformation der Unternehmenskultur verstanden, wurde kontinuierlich neben und vor allem mitten im Alltagsgeschäft entwickelt. Bis heute. Und das macht den Erfolg dieser Transformation aus: Sie ist Teil unserer Unternehmenskultur geworden, Teil unseres Selbst. Bis heute. Und auch morgen …

Der Chef ist abgeschafft, lang lebe der Chef …

Weil wir mich als formalen Chef und überhaupt klassische Führungskräfte und formale Hierarchien im Betrieb abgeschafft haben, ist zu klären, wer denn nun die maßgebliche Instanz für unsere Weiterentwicklung ist.

Viele Skeptiker unserer Transformation und Unternehmenskultur fragen: „Wer sagt denn jetzt, wo es lang geht? Wenn es keine Führungskräfte gibt, keinen Vertriebsleiter, der für Vertrieb sorgt, keinen Geschäftsführer, der als formaler Chef sagt, was er will? Was wird dann von der Belegschaft umgesetzt?“ 

Ja, wer hat in einer solchen Organisation nun den Hut auf? Was denken Sie?

Ich? Ja, möglicherweise in dem Sinne, dass zu meiner Rolle heute im Unternehmen sehr stark die Arbeit an den strategischen Themen gehört. Und ich liebe dieses strategische Denken und Wirken. Aber konsequenter ist eine andere Idee: Die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden und damit die Erfordernisse des Marktes sind die Instanzen, welche den Chef-Hut aufhaben müssen. Wie wir uns mit Blick auf die Kunden positionieren – das soll den Weg für die Weiterentwicklung des Unternehmens vorzeichnen.

Heiler Glas: Transformation hoch zwei 

Wie positionieren wir uns also als Unternehmen in Zukunft? Heiler Glas steht für individuelle Glaslösungen auf hohem Qualitätsniveau und mit großer Serviceorientierung. Wobei wir unsere Lösungen für zwei komplett unterschiedliche Marktsegmente anbieten: Zum einen für einzelne Kunden, die in ihrem Heim eine maßgeschneiderte Duschlösung,  einen Raumteiler oder eine Brüstungsverglasung brauchen. Hier bieten wir im engen Kontakt mit den einzelnen Kunden hohe Handwerkskunst für den Endverbraucher und unsere Partner im Handwerk (Heiler Manufaktur). Zum anderen wickeln wir für Großkunden Großaufträge ab. Hier agieren wir als Zulieferer in Sachen Glasbau für gewerbliche Bauherren, Bauträger und Generelunternehmer (Heiler Glasbau).

2017 haben wir begonnen, für diese beiden unterschiedlichen Kundengruppen unterschiedliche Teams aufzubauen. Die Ausrichtung dieser Teams soll nun noch konsequenter angepackt werden. Und so sieht die Umsetzung aus:

Die unterschiedlichen Teams arbeiten autark, sie entwickeln eigene Strukturen und Strategien. Sie haben ihre eigene Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die vom Controlling für die Teams separat ausgearbeitet wird, um die Rentabilität und Wirtschaftlichkeit im Blick zu haben: Umsätze, Personalkosten, Materialeinsatz, Fuhrparkkosten, Werbekosten etc. Diese Transparenz ist die Grundlage für gute, verantwortungsvolle Entscheidungen.

Der nächste logische Schritt der Transformation der Heiler Glas GmbH ist somit für mich: Die mit Blick auf die jeweilige Kundengruppe fokussierten Teams als solche auch in die Öffentlichkeit zu bringen. Heiler Glas tritt als Gesamtunternehmen in den Hintergrund, die beiden Teams positionieren sich am Markt mit einer eigenständigen Identität. Diese wurde in einem ersten Schritt auf einer je eigenen Website präsentiert, um mit den Kunden zu kommunizieren.

Und wer weiß, vielleicht könnte der nächste folgerichtige Schritt der Transformation unseres Unternehmens sein, dass aus diesen Teams mit eigenständiger Identität eigene Firmengründungen entstehen? Ja, wer weiß: Vielleicht ist es konsequent, mit der Transformation noch weiterzugehen und die Zukunft unseres Unternehmen noch unabhängiger von meiner Person in meinen Rollen als Geschäftsführer und Inhaber zu denken?*

Ihr Stephan Heiler

*Lesen Sie dazu meinen nächsten Blog. Nutzen Sie die Möglichkeit, meinen Blog zu abonnieren …

2 Kommentare. Leave new

  • Max Stehle
    20. Juli 2022 16:23

    Danke Stephan,
    einfach toll, was ihr bewegt — solche Beispiele für ein anderes Arbeiten und wirkliche Kundenorientierung sind so wichtig, wenn wir als Gesamtgesellschaftliche die Herausforderungen der lösen wollen!

    Antworten
  • Franco Messina
    1. August 2022 10:36

    Hallo Herr Heiler,
    ach wie schön ist Panama…ein Land zu finden auf der von Ihnen beschriebenen Art (Entwicklung) ist einfach (nicht wirklich einfach, schon klar :-))eine Mega Reise.
    Am Ende zu Hause anzukommen, in einem veränderten zu Hause und Zufriedenheit zu erlangen scheint Ihnen wirklich zu gelingen. Klasse Blog.
    was mich dennoch immer wieder beschäftigt ist der Mensch als solches der wie auch immer gestrickt ist und ihn mitnehmen muss bzw. darf, denn jeder hat die Wahl.
    Aus meiner Sicht wird es in der Regel immer dann möglich sein, wenn es aus der alten Kästchen Struktur jemand gibt der Kraft, Macht und einen Reifegrad besitzt, der Reflektionsfähigkeiten lebt und weiß damit umzugehen.
    Ich Danke Ihnen für spannende Momente und die Funktionsfreude, die dadurch bei mir entsteht.
    Grüße
    Franco Messina

    Antworten

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