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Digitalisierung und Mittelstand: Die eigentlichen Herausforderungen sind nicht technischer Natur

Transformation

„Wir können nicht riskieren, hier nicht aktiv zu werden. Wir müssen uns vorbereiten, sonst sind wir möglicherweise schnell ausgebremst und handlungsunfähig …“ Zu dem Zeitpunkt, als mich das Team auf die geplanten Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie ansprach, war mir selbst der volle Ernst der Lage noch gar nicht bewusst. Ich war noch der Ansicht: „Das können die doch nicht machen?!“.

Schnell wurde mir aber klar gemacht, dass ich das nicht so locker sehen könne. Es wurden aktiv Vorschläge eingebracht für Hygienestandards und auch über die mögliche Auslagerung der PC-Arbeitsplätze ins Homeoffice wurde bereits gesprochen.

Meine Überraschung wandelte sich schnell in Bewunderung für so viel Weitsicht um – und drei Tage später, noch vor dem Lockdown, waren wir komplett Homeoffice-fähig.

Zum Glück ist Heiler Glas kein typisches Unternehmen des deutschen Mittelstands mehr, sonst hätten sich meine Kollegen nicht getraut, sich so deutlich gegen meine Positionierung zu stellen und mit einem ganzheitlichen Blick auf unsere Firma und die Einflüsse von außen zu schauen. Und das gilt auch im Hinblick auf die Digitalisierung …

Laden läuft – Digitalisierung richtig angepackt

Das Team, das sich anlässlich dieser aktuellen Lage spontan zusammen gefunden hatte, bestand u.a. aus unserem IT-Administrator, einem Vertreter des Einkaufs und einer Kollegin aus dem Vertrieb. Ihnen war klar: Wenn wir das Thema Homeoffice jetzt nicht anpacken, dann erwischt es uns kalt. Ohne diesen entscheidenden Schritt in Richtung digitales Arbeiten können wir das operative Geschäft während dieses Ausnahmezustands nicht aufrecht erhalten.

Inzwischen haben wir die Situation gut im Griff – aber nicht vorrangig wegen der zügig aufgerüsteten Soft- und Hardware-Lösungen für die vielen Mitarbeiter im Homeoffice. Viel entscheidender war ein anderer Punkt und das wurde an diesem Beispiel wieder sehr deutlich: Digitalisierung, gerade auch im Mittelstand, braucht mehr als Technik. Doch das ist bei weitem noch nicht allen klar …

Mittelstand tappt in Fallen der Digitalisierung

Viele Unternehmer denken, dass sich Prozessprobleme in ihrem Unternehmen mit digitaler Technik lösen lassen: Ein neues Software-Tool, eine neue Hardware, muss her, dann läuft der Laden wieder. Ein teures ERP-System mit allem Schnickschnack wird angeschafft … Damit tappen sie aber in die Falle, weil sie später merken, dass sich die eigentliche Arbeit gar nicht geändert hat. Obwohl das System so viel mehr könnte, laufen die Prozesse wie gehabt. Denn die Mitarbeiter nehmen das System nicht an. Was die einen sich in der Unternehmensleitung so schön ausgedacht haben, stösst meist auf Widerstand in der Belegschaft … 

Das ist unglaublich teuer. Und der Fehler liegt hier nicht im Detail, sondern in der komplett falschen Einschätzung der Gesamtzusammenhänge in einem Unternehmen. Denn es geht nicht in erster Linie um die Technik, nicht um Software oder Hardware. Es geht um das passende Mindset.

Das Mindset für Digitalisierung

Ohne das passende Mindset lassen sich die Themen der Zukunft nicht angehen. Was gehört zu einem solchen passenden Mindset? Ich habe keine Angst vor den Zahlen der Zukunft, ich nutze sie als Rahmen zur Orientierung, bleibe aber flexibel. Ich habe – als Mitarbeitender – keine Angst, durch digitale Lösungen ersetzt zu werden, sondern sehe in den Lösungen Chancen, wie meine Arbeit interessanter, vielfältiger werden und ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. 

Angst unterbindet Neugier. Dabei sind Neugier und eine gewisse Lust, das Unternehmen voranzubringen und sich neuen Themen zu widmen, wichtige Bestandteile des Mindsets. Darüber hinaus gehört zum Mindset für die Digitalisierung auch eine gute Portion Unternehmergeist.

Die Belegschaft von Heiler Glas hat diesen Unternehmergeist im Zuge der Transformation entwickelt. Die Reaktion des Teams auf die drohende Ausgangsbeschränkungen wegen Corona waren ein gutes Beispiel dafür: Das war kein rein technischer Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung, hier wurde das Gesamtgefüge der Firma in den Blick genommen. Also auch die Frage: Wie gehen wir das Thema jetzt in der Gemeinschaft an?

Es war spektakulär, wie schnell wir bei Heiler Glas, wo immer es bei uns möglich war, auf Homeoffice umstellten.

Digitalisierung im Mittelstand ohne Widerstand

Wie wir es bei Heiler Glas mittlerweile gewöhnt waren, wurden die Maßnahmen im Hinblick auf die Ausgangsbeschränkungen mit der gesamten Belegschaft abgestimmt, Anregungen wurden aufgenommen, Kritik gehört.

Der Umgang mit dieser Herausforderung wurde von einem Mindset getragen, das sich durch die gesamte Unternehmenskultur von Heiler Glas zieht. Weil wir die Lösungen gemeinsam angehen (und nicht von oben anordnen), kommt es zu keinen Verweigerungshaltungen oder zu einem Widerstand z.B. aus Angst heraus. Die Belegschaft packt neue Themen mit Leidenschaft an, weil die Fehlerkultur bei uns nicht an „Schuld“, sondern an „Gemeinsam gestalten“ ausgerichtet ist: Und gerade bei der Digitalisierung ist dieses gestalterische Denken wichtig, denn hier gibt es keine 100 % Sicherheit, hier ist Wandel immer möglich.

Die Mitarbeitenden von Heiler Glas haben wieder einmal bewiesen, dass sie im Stande sind, Herausforderungen im Rahmen der Digitalisierung auch in Krisenzeiten gemeinsam und ganzheitlich zu meistern: Sie haben nicht nur schnell die nötige Technik auf die Beine gestellt, sondern auch die Organisation der Homeoffice-Zeit, neue Regeln der Zusammenarbeit wie z.B. tägliche Check-Ins oder virtuelle Kaffeepausen gegen eventuellen Lagerkoller selbstständig entwickelt – weil sie im Zuge der Transformation des Unternehmens bereits das richtige Mindset dafür kultiviert hatten. So kann Digitalisierung im Mittelstand wirklich gelingen.

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